Die 53. Schlachthof-Mahnwache Rottenburg fand am Mittwochvormittag von 9 bis 12 Uhr statt. Entgegen der Wettervorhersage hatten wir großes Glück: Die Sonne schien, und der Himmel war heiter – perfekte Bedingungen für unsere Aktion.


Dank zahlreicher engagierter Aktivist*innen konnten wir die gesamte genehmigte Fläche rund um den maroden Schlachthof nutzen. Von der Brücke über den Kreisverkehr bis entlang der Tübinger Straße, direkt gegenüber dem Schlachthof, waren wir mit auffälligen Warnwesten und aussagekräftigen Plakaten gut sichtbar und präsent.


Die Rückmeldungen der Aktivist*innen zu den Reaktionen der Bürger*innen waren mehrheitlich positiv. Viele Menschen zeigten Interesse, Zustimmung und Mitgefühl. Denn: Tiere haben – wie wir – ein Recht auf Leben!

Unsere Mahnwachen bieten auch Menschen, die noch nicht vegan leben, die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Realität zu machen. Wer einmal erlebt, wie fühlende Lebewesen beim Schlachthof ausgeladen werden und sich mit aller Kraft gegen den Weg in den Tod sträuben, wird mit einer tiefgreifenden Ungerechtigkeit konfrontiert. Solche Eindrücke können lebensverändernd sein.


Wir laden alle ein, mit uns ins Gespräch zu kommen und sich zu informieren – über das, was wirklich hinter den Mauern geschieht und sonst im Verborgenen bleibt. Zum Mitnehmen bieten wir Informationsmaterialien (Flyer) sowie hilfreiche Links, die beim Einstieg in eine vegane Lebensweise unterstützen.


Für Irritation sorgte diesmal unser ungewohnter Termin am Mittwochvormittag, denn gewöhnlich finden unsere Mahnwachen sonntagabends statt. Während unserer Anwesenheit beobachteten wir, wie ein Müllfahrzeug Schlachtabfälle abholte und verschiedene Metzgereien Leichenteile in Kühltransporter verluden. Ein Metzger wetzte demonstrativ sein langes Messer und warf uns dabei grinsend Blicke zu – eine makabre Szene.


Besonders widerwärtig war der beißende Geruch, der immer wieder zu uns herüberwehte, sobald sich die Tür zum Schlachthof öffnete. Vermutlich handelte es sich um den Bereich, in dem Tierkörper gekühlt werden. Denn der Verwesungsprozess beginnt unmittelbar nach dem Tod – er lässt sich nicht stoppen, nur verlangsamen. Die Mülltonnen mit Schlachtabfällen standen offen in der prallen Sonne.


An diesem Tag konnten wir keine Tiere dokumentieren, die zur Tötung gebracht wurden. Doch wir halten diese grausamen Momente, wann immer möglich, in Bildern und Videos fest, um sie der Öffentlichkeit über unsere sozialen Netzwerke zugänglich zu machen – um zu zeigen, wie sinnlos und ethisch unvertretbar das Töten fühlender Wesen ist.


„Jeder Tag, an dem du noch nicht vegan bist, ist ein weiterer Tag, an dem du andere zum Opfer machst, bei denen du dich niemals wirst entschuldigen können – weil deine Entscheidungen sie getötet haben.“

– Sarah K. Woodcock


Von Herzen ein riesiges Dankeschön an alle Aktivist*innen für ihre Teilnahme und ihren Einsatz!


Rottenburg Animal Save

Marco Colicchio


16.04.2025


Viel Geld, wenig Plan: Der Rottenburger Schlachthof am Abgrund. Ein Kommentar zur aktuellen Lage.

Viel Geld, wenig Plan: Der Rottenburger Schlachthof am Abgrund.

Ein Kommentar zur aktuellen Lage 


Gestern wurde im Gemeinderat Rottenburg am Neckar die neue Machbarkeitsstudie bzw. ein Konzept der Betreibergesellschaft des Schlachthofs vorgestellt.

Die Sitzung war öffentlich und wurde live über YouTube gestreamt. Heute, am 17.12.24, geht es ab 18 Uhr weiter: 


https://www.youtube.com/@RottenburgamNeckar


Für mich war das der offizielle Anfang vom Ende des Schlachthofs. Oberbürgermeister Neher hielt sich zunächst zurück, doch sein Schlusswort war deutlich – es wirkte wie eine klare Ohrfeige für die Fraktion FAIR und die BI (Bürgerinitiative zum Erhalt des Schlachthofs).


Aus meiner Sicht fehlten dem Konzept wichtige Grundlagen: Ein belastbarer Wirtschaftsplan war nicht vorhanden, und es war unklar, wie die BI ihren Eigenanteil von etwa 3 Millionen Euro aufbringen will. Das erscheint umso schwieriger, wenn man bedenkt, dass der Schlachthof während der Sanierungsphase über einen Zeitraum von einem Jahr immer wieder für längere Zeit geschlossen bleiben müsste. Auch schien mir nicht erkennbar, dass die einzelnen Baumaßnahmen überhaupt miteinander abgestimmt sind. Das Konzept ist unvollständig, da völlig unklar ist, wie für die restlichen Teilgebäude Vermietungen oder Nutzungsmöglichkeiten, die Einnahmen generieren könnten, realisiert werden sollen. Nutzungen für fiktive Ideen wären ohnehin nur außerhalb der Betriebszeiten des Schlachthofs möglich.


Mein Eindruck war, dass Oberbürgermeister Neher wenig Vertrauen in die vorgelegten Zahlen und Konzepte hatte. Für die Stadt sehe ich kaum Spielraum: Sie hat selbst kein Geld und könnte höchstens etwa 2 Millionen Euro aufbringen. Der Rest müsste durch Banken finanziert werden, was angesichts der bisherigen Informationslage kaum vorstellbar ist. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass selbst die BI unter diesen Bedingungen keine Kredite erhalten würde.


Erschwerend kam hinzu, dass auch die Finanzierung des Schlachthofs in Gärtringen laut Nebenbemerkungen unsicher scheint. Besonders auffällig war der Ärger darüber, dass nach einem Jahr und weiteren hunderttausend Euro für eine zweite Machbarkeitsstudie immer noch keine neuen Erkenntnisse vorliegen.


Was mir auch auffiel: Herr Klaus Weber, der Sprecher der BI, war gar nicht anwesend. Frau Rauser, die als Fraktionsvorsitzende der FAIR-Partei teilnahm, musste die Kritik allein einstecken.


Auch Volkmar Raidt war zwar anwesend und äußerte sich, doch seine Rolle blieb aufgrund seiner Befangenheit als Landwirt und Schlachthofkunde unbedeutend.


Marco Colicchio - Rottenburg Animal Save